KÔRINDÔ AIKIDÔ

BERLIN - TIERGARTEN

Kôrindô-Aikidô

Geschichtlich sind die Techniken des Aikidô bis ins 11. Jahrhundert zurückzuverfolgen. Im 20. Jahrhundert wurde dieser Erfahrungsschatz vom Budô-Meister Hirai Minoru (1903-1998) zu einem konsistenten System weiterentwickelt - der Kôrindô-Schule des Aikidô.

Meister Hirai Minoru
Hirai Minoru (1903-1998)

Was macht Kôrindô anders?

Alle Aikidôstile sind aus klassischen japanischen Kampfkünsten hervorgegangen und haben gemeinsame Wurzeln. Deshalb wird jedem, der bereits mit Aikidô in Berührung gekommen ist vieles im Kôrindô vertraut vorkommen, wie etwa die in Form von Katas trainierten waffenlosen Techniken oder die Übungen mit Bokken (Holzschwert), Kotachi (hölzernes Kurzschwert, Wakizashi) und (Stock).
Im Kôrindô sind vielleicht die Bewegungen etwas weniger 'weitläufig' und die Fußstellung ist etwas kleiner als in anderen Schulen.

Worin unterscheidet sich Kôrindô aber grundsätzlich von anderen Aikidô-Stilen?

Hirai Minoru ist zu der Erkenntnis gelangt, dass es in allen Budôkünsten die gleichen Bewegungsprinzipien sind die zum Erfolg verhelfen, egal ob mit Benutzung von Waffen oder ohne.

Naturgemäß lassen sich diese Prinzipien in Worten schlecht verdeutlichen. Vereinfacht kann man vielleicht sagen, dass der Ursprung aller Bewegungen in einem (imaginären) Körperzentrum liegen muss, welches in ständiger Bewegung ist. Anders ausgedrückt: alle Bewegungen des Körpers müssen aus dem Mittelpunkt herauswachsen.
Ausserdem ist eine entspannte, absichtslose, ja, wohlmeinende Haltung dem Angreifer gegenüber erforderlich.

Der Schwerpunkt im Kôrindô-Aikidô liegt im Erlernen dieser Prinzipien.

Trainingsformen

Aus Minoru Hirais Erkenntnis ergeben sich bestimmte Schwerpunktsetzungen in der Trainingsmethodik:

Wesentliches Trainingselement ist das Taisabaki: Eine Serie von 8 allein ausgeführten Bewegungsabläufen, mit denen die grundlegenden Bewegungsprinzipien erlernt und lebenslang perfektioniert werden.

Von Anfang an wird auch viel Randori geübt. Hier übt man zu zweit (oder mehreren), ohne dass die Art des Angriffs oder der Verteidigung abgesprochen sind. Neben "normalem" Randori, gibt es hier noch eine spezielle Form, das Enrandori, das sehr weich und verlangsamt geübt werden soll, um die Bewegungsabläufe mit dem Partner gemeinsam zu perfektionieren.

Die im Aikidô üblichen Katas (die es in den meisten Kampfsportarten gibt) werden natürlich ebenfalls geübt, dienen aber lediglich dem Erlernen idealer Bewegungsweise, da es sich bei Katas ohnehin nur um "Laborsituationen" handelt, die in der Realität nie genau so eintreten, wie sie geübt werden.

Siehe dazu auch -> Übungsformen

Keine Gürtelprüfungen

Da es nicht um das Erlernen bestimmter Katas geht, gibt es keine Gürtelprüfungen - und damit auch keine Kyu-Grade (Schülergrade). Wenn es ein autorisierter Dan-Träger nach Jahren des Übens und Beobachtens für richtig hält, wird man für den 1. Dan vorgeschlagen - ebenso verhält es sich mit den weiteren Danen.

Keine Wettkämpfe

Es gibt im Kôrindô keine Wettkämpfe (das gilt auch für praktisch alle anderen Aikidôstile).
Das mag für den einen oder anderen einen fehlenden Ansporn bedeuten - hat aber z.B. den Vorteil, dass es keine Unterscheidung in erlaubte oder verbotene Techniken gibt. Auch kann sich der Übende darauf konzentrieren, ob etwas funktioniert oder nicht und braucht nicht die Wirkung auf Publikum oder Preisrichter in Erwägung zu ziehen.

Da Aikidô einen defensiven Ansatz hat, ist eine Wettkampfsituation auch grundsätzlich schwer vorstellbar. (siehe auch -> Ziele)

Im kleinen Kreis

Meister Hirai war immer bestrebt, mit einer überschaubaren Anzahl von Schülern zu üben, da er davon ausging, dass sich das Prinzip nur im direkten Kontakt vermitteln lässt. Darüber hinaus hat er es immer abgelehnt, sich für das Training bezahlen zu lassen oder - ganz allgemein - Geld mit Aikidô zu verdienen.
So wird es in Japan beim Kôrindô nach wie vor gemacht und so halten wir es auch. Deshalb sind die monatlichen Beiträge so ausgelegt, dass damit gerade die laufenden Kosten für den Raum beglichen werden können, Workshops kosten keinen 'Eintritt'.

Weiterführende Informationen

- Wikipedia zum Thema Kôrindô
- Lehrbuch: Kôrindô-Aikidô. Das Budô-System des Hirai Minoru